Nach dem Brexit: Fintech Bondora eröffnet Europazentrale in Deutschland anstatt in London
Die P2P-Kreditplattform Bondora aus Estland wird ihre neue Europazentrale in Deutschland eröffnen, nachdem Großbritannien seinen Reiz durch das Brexit-Votum als Fintech-Zentrale verloren hat. Ursprünglich wollte Bondora ins Herz der Londoner Fintech-Szene ziehen, blies die Aktion nach dem Brexit allerdings ab. „Es herrscht einfach zu viel Unsicherheit. Großbritannien hat seine Attraktivität als Fintech-Hub verloren“, begründet Pärtel Tomberg, Bondoras CEO und Mitgründer, die Entscheidung. Jetzt stehen Berlin, Frankfurt und München in der engeren Auswahl, während der Hauptsitz allerdings in Tallinn bleiben soll.
Warum ein europäischer Kreditmarkt so wichtig ist
Bondora ist eine internationale Kreditplattform, die private Kreditnehmer und -geber verbindet und die klassische Bank als Zwischenhändler überflüssig macht. Das Unternehmen aus Tallinn, Estland, hat bereits 69 Millionen Euro an Krediten ausgegeben und gehört damit zu den führenden Plattformen in Europa. Das Geschäftsmodell beruht darauf, dass Kreditnehmer aus Ländern wie Spanien, Estland und Finnland kommen, wo zum Teil Zinsen von bis zu 60 Prozent für Privatkredite üblich sind – Bondora unterbietet die örtlichen Anbieter deutlich und hat so schon ein Antragsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro erreicht.
Auf der anderen Seite bietet Bondora Investoren aus Niedrigzinsländern wie Deutschland lukrative Investmentmöglichkeiten. Beide Seiten profitieren: Die Schuldner bekommen geringere Zinssätze, Anleger erhalten höhere Renditen als bei Anleihen und Co. Aufgrund des Geschäftsmodells sei ein guter Zugang zum europäischen Markt entscheidend, betont Tomberg. Mit dem Brexit sei nun fraglich, wie lange diese Tür für London noch offen stehe.
Deutschlands Aufseher öffnen sich für Fintechs
Weiterhin war die Politik der Aufsichtsbehörden ausschlaggebend dafür, dass die Entscheidung auf Deutschland fiel. Rein Ojavere, Bondoras CFO, gewann nach informellen Gesprächen mit der Bafin einen guten Eindruck von Deutschland als Fintech-Standort. „Deutschlands Aufseher öffnen sich immer mehr für Innovationen in der Finanzszene, um Fintechs und zukunftsträchtige Startups anzulocken.“ Bondora selbst ist kein Startup mehr: Die Plattform wurde 2008 gegründet, hat mehr als 182.000 Kunden und ist mittlerweile profitabel.
Über Bondora:
Bondora ist eine der führenden Online-Plattformen für P2P-Kredite in Europa. Bondora verbindet private Kreditgeber mit Kreditnehmern und macht die klassische Bank als Zwischenhändler überflüssig.
Anleger profitieren von den hohen Renditen der Plattform – 89 Prozent aller Investoren haben in der Vergangenheit mehr als 10 Prozent jährlich erwirtschaftet. Auf der anderen Seite bietet Bondora Kreditnehmern für ihr Land vergleichsweise günstige Zinsen.
Bondora wurde 2008 von Pärtel Tomberg, Martin Rask und Mihkel Tasa gegründet, hat seine Zentrale in Tallinn, Estland, und beschäftigt 45 Mitarbeiter.