Padercrowd ist ein neues regionales Crowdfunding-Portal, das von der Wirtschaftsförderung Paderborn (WFG) betrieben wird und am 6. Februar online gegangen ist. Das Portal bündelt Paderborner Reward-based Crowdfunding-Projekte, die auf den etablierten Partnerplattformen Startnext, Fairplaid, Science Starter und Betterplace abgewickelt werden. Mit diesen vier Crowdfunding-Plattformen werden alle wichtigen Bereiche Wirtschaft, Kunst, Kultur, Kreativität, Sport, Soziales und Wissenschaft abgedeckt.
Padercrowd steht den Projekten außerdem als Berater rund um das Crowdfunding-Projekt zur Seite. Neben Crowdfunding-Projekten vermittelt Padercrowd mit dem Feature „Ideen entdecken“ außerdem zwischen Ideengebern und möglichen Projektentwicklern: Hat jemand eine Idee, die er jedoch nicht selbst weiterverfolgen kann oder möchte, so kann er sie auf Padercrowd.de veröffentlichen. Die Idee kann dann von anderen Usern kommentiert, aufgegriffen und gegebenenfalls crowdgefundet werden.
Im crowdbiz-Interview berichten Annette Förster, Geschäftsführerin der WFG und Heiner Buitkamp, Projektverantwortlicher bei der WFG über den Start, Hintergründe und Funktionsweisen von Padercrowd.de.
Welche Projekte können sich auf Padercrowd.de präsentieren – ausschließlich Paderborner Projekte? Ist Padercrowd.de außerdem thematisch eingegrenzt?
Padercrowd ist ganz bewusst nicht thematisch gefiltert. Als Wirtschaftsförderung der Stadt sind wir zwar besonders an Existenzgründungen und gewerblich orientierten Crowdfundingprojekten interessiert, aber auch alle anderen Themen, die die Standortbedingungen für Unternehmen verbessern, sind uns wichtig. Wir haben darum darauf geachtet, dass Projekte aus allen wichtigen Bereichen bei uns präsentiert und unterstützt werden können.
Als lokales Portal müssen wir darüber hinaus natürlich Grenzen bei der Herkunft der Projekte ziehen. Auf Padercrowd.de sind alle Ideen willkommen, die aus der Region Paderborn kommen oder für die Region umgesetzt werden sollen. Unseren Fokus legen wir deshalb auf Stadt und Kreis Paderborn.
Wo erfolgt die finanzielle Unterstützung der Projekte durch die Crowd – auf Padercrowd.de selbst oder auf den Partnerplattformen Startnext, Fairplaid, Science Starter oder Betterplace?
Padercrowd ist ein Meta-Portal. Deshalb präsentieren wir unseren Benutzern interessante Projekte aus der Region zentral an einer Stelle und führen Unterstützungswillige dann auf die genannten Plattformen. Der eigentliche Prozess der finanziellen Abwicklung läuft über die etablierten Wege unserer Partner. Auf diese Weise ist rechtlich und technisch alles sauber gelöst und wir müssen nicht das Rad neu erfinden.
Wohin sollte sich ein potenzieller Paderborner Projektstarter mit seiner Crowdfunding-Idee zuerst wenden? An Padercrowd.de oder eine der Crowdfunding-Plattformen Startnext, Fairplaid, Science Starter und Betterplace?
Der Vorteil von Padercrowd ist die direkte Beratung hier vor Ort, also auch bekannte Ansprechpartner bei der WFG. Natürlich bieten auch die genannten Plattformen viele Möglichkeiten, sich zu informieren oder sich betreuen zu lassen. In einem persönlichen Gespräch geht aber dann doch manches einfacher. Wir begleiten deshalb unsere Projektstarter gerne von den ersten Überlegungen bis zur Umsetzung des erfolgreich finanzierten Projekts. Wer das nicht möchte, kann aber natürlich auch direkt bei den Plattformen losstarten und sich einfach auf Padercrowd.de eintragen lassen. Wir sind da ganz flexibel.
Was muss ein Projektstarter tun, damit sein Crowdfunding-Projekt auf Padercrowd.de abgebildet wird?
Wir werden automatisch über neue Projekte aus unserer Region auf den Plattformen informiert und treten dann mit den Startern in Kontakt. Falls uns mal ein Projekt durch die Lappen geht, können uns die Starter natürlich auch gerne ansprechen: per Mail, Telefon oder – wenn möglich – direkt über die Crowdfundingplattform. Bei Startnext.de betreiben wir hierfür die Page Padercrowd.
Padercrowd.de bietet das zusätzliche Feature „Ideen entdecken“ an, das Ideengeber und Interessierte an der Weiterführung einer Idee vernetzt. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Feature „Ideen entdecken“ bisher machen können?
Hier müssen wir noch Arbeit investieren. Es gibt zwar erste Projekte, die dort eingestellt wurden. Insgesamt scheint aber die Vorstellung, seine eigenen Ideen mit der Öffentlichkeit zu teilen, eher auf Vorsicht zu stoßen. Man weiß ja nie, was jemand anderer daraus macht…
Padercrowd ist eine Partnerschaft mit einem traditionellen Finanzinstitut eingegangen, der Sparkasse Paderborn-Detmold. Wie ergänzen sich beide Partner, welche Aufgaben leistet die Sparkasse?
Die Sparkasse Paderborn-Detmold verbindet jahrhundertelange Tradition in der Region, Gemeinwohlorientierung und Unternehmensfinanzierung – sie war damit als erste Ansprechpartnerin für uns prädestiniert. Schnell war klar, dass sie das Thema Crowdfunding ebenfalls für hochinteressant hält und uns bei der Umsetzung unseres Vorhabens unterstützen möchte. Die Rolle der Sparkasse beschränkt sich dabei aber nicht auf einen finanziellen Beitrag – wir arbeiten auch inhaltlich eng zusammen und wollen Crowdfunding gemeinsam in der Region verankern.
Herr Buitkamp, wie unterstützen Sie als Projektverantwortlicher und Ihre Kollegin Frau Süß Projektstarter beim Crowdfunding konkret?
Wir helfen potentiellen Startern von der ersten Stunde an über die Durchführung der Finanzierungsphase bis zur Umsetzung des Projektes. Ganz zu Anfang begleiten wir sie bei der Konkretisierung ihrer Idee, damit diese klar definiert, abgegrenzt und mit realistischen Zeit- und Geldvorgaben hinterlegt wird. Dann wählen wir gemeinsam eine geeignete Crowdfundingplattform aus und gehen die benötigten Inhalte, wie Texte, Bilder und Videos durch. Wichtig ist auch die Auswahl geeigneter Dankeschöns, damit die Unterstützer noch besser motiviert sind, mitzumachen. Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist die Ansprache potentieller Unterstützer, denn ein kreatives Bewerben der eigenen Projektidee ist Voraussetzung für den Erfolg des Projektes. Hier diskutieren wir immer die Frage, welche persönlichen Netzwerke für das Crowdfunding angesprochen werden können und welche Rolle die sozialen Medien spielen. Überhaupt sind Fragen der Kommunikation sehr wichtig; die Nutzung von Blogs uns Pinnwänden ist nicht allen Startern gleichermaßen vertraut, sodass wir hier auch Ängste nehmen müssen.
Ein wichtiger Punkt bei unserer Arbeit ist die Information, was Crowdfunding überhaupt ist. Viele Menschen haben nur eine sehr vage Vorstellung von den Möglichkeiten und Abläufen bei dieser Art der Finanzierung. Unsere Aufgabe besteht deshalb oft auch darin, gemeinsam zu schauen, ob für das Vorhaben unserer Interessenten Crowdfunding überhaupt in Frage kommt. Manchmal müssen wir auch gemeinsam feststellen, dass andere Finanzierungsformen vielleicht besser geeignet wären. Durch die enge Anbindung an den Existenzgründungsservice der Wirtschaftsförderung können wir diesen Menschen dann andere Instrumente vorschlagen.
Frau Förster, Herr Buitkamp, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit dem neuen Crowdfunding-Portal Padercrowd.de!
Weitere Informationen: Padercrowd-Website
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